Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(02): 84-96
DOI: 10.1055/s-0042-101466
Fachwissen
Notfallmedizin & Schmerztherapie
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Prähospitale Analgesie beim Erwachsenen[*] – Schmerzerfassung und Therapieoptionen

Prehospitale analgesia in adults*
Björn Hossfeld
,
Susanne Holsträter
,
Michael Bernhard
,
Lorenz Lampl
,
Matthias Helm
,
Martin Kulla
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Publication History

Publication Date:
07 March 2016 (online)

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Zusammenfassung

Nach der Sicherung der Vitalfunktionen ist die Schmerztherapie ein wichtiger Faktor der notfallmedizinischen Versorgung. Unabhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung oder Verletzung ist Schmerz ein wichtiges Warnsymptom des Körpers und der häufigste Grund für eine Notarztalarmierung. Als Maß der Versorgungsqualität und Erfolgskriterium für die prähospitale Versorgung beurteilt der Patient das Ausmaß der Schmerzlinderung. Da leichte Schmerzen in der Regel nicht zur Notarztalarmierung führen, gilt es im Wesentlichen, starke und sehr starke Schmerzen zu therapieren. Schmerzwahrnehmung ist interindividuell unterschiedlich. Entsprechend steht am Beginn jeder Schmerztherapie zunächst die Erfassung der Schmerzintensität. Für erwachsene Notfallpatienten eignet sich hierzu die Numeric Rating Scale (NRS) mit dem Beurteilungsbereich 0 (kein Schmerz) bis 10 (stärkster vorstellbarer Schmerz). Ab einem Grading von 4 sollte therapeutisch interveniert werden mit dem Ziel, einen Wert < 4 oder zumindest eine Schmerzreduktion um 3 Punkte zu erreichen. Die Auswahl der in der prähospitalen Notfallmedizin sinnvoll einzusetzenden Analgetika ist begrenzt. Der Notarzt soll die möglichen Medikamente und Applikationswege kennen.

Abstract

After securing vital function, treatment of pain is an important aspect in emergency medical care. Irrespective of the underlying disease or injury, pain is an important warning symptom of the body and the most common reason for an emergency alert notification. A patient assesses quality of care and success of prehospital care using the criteria of the extent of pain relief he experiences. Since mild pain does not usually lead to an emergency alert, the criteria apply mainly to treatment of severe and very severe pain. Pain perception varies from individual to individual. Accordingly, assessment of pain intensity is the very first step in pain therapy. The Numeric Rating Scale (NRS) ranging from 0 (no pain) to 10 (worst pain imaginable) is suitable for pain assessment in adult emergency patients. Above a grade of 4, therapeutic intervention should be initiated with the goal of reducing pain to reach a value of <4, or at least to achieve a reduction by 3 points. The choice of analgesics that can be meaningfully used in pre-hospital emergency medicine is limited. The emergency physician should be aware of available drugs and administration routes.

*first published in: Notf.med. up2date 2015; 10: 269–284

Kernaussagen

  • Nach der Sicherung der Vitalfunktionen ist die Schmerztherapie ein wichtiger Faktor der notfallmedizinischen Versorgung. Unabhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung oder Verletzung ist Schmerz ein wichtiges Warnsymptom des Körpers und der häufigste Grund für eine Notarztalarmierung. Als Maß der Versorgungsqualität und Erfolgskriterium für die prähospitale Versorgung beurteilt der Patient das Ausmaß der Schmerzlinderung.

  • Leichte Schmerzen sollten in der Regel nicht zur Notarztalarmierung führen. Daher gilt es im Wesentlichen, starke und sehr starke Schmerzen zu therapieren.

  • Schmerzwahrnehmung ist interindividuell unterschiedlich. Entsprechend steht am Beginn jeder Schmerztherapie zunächst die Erfassung der Schmerzintensität. Für erwachsene Notfallpatienten eignet sich hierzu die Numeric Rating Scale (NRS) mit dem Beurteilungsbereich 0 (kein Schmerz) bis 10 (stärkster vorstellbarer Schmerz). Ab einem Grading von 4 sollte therapeutisch interveniert werden mit dem Ziel, einen Wert < 4 oder zumindest eine Schmerzreduktion um 3 Punkte zu erreichen.

  • Die Auswahl der in der prähospitalen Notfallmedizin sinnvoll einzusetzenden Analgetika ist begrenzt. Der Notarzt soll die möglichen Medikamente und Applikationswege kennen.

* Erstveröffentlichung desBeitrags in: Notf.med.up2date2015; 10: 269–284


Ergänzendes Material